Krampfartige Bauchschmerzen, Durchfall oder Blähungen …

Wahrscheinlich etwas Falsches gegessen oder zu viel Stress – das wird meist Ihr erster Gedanke gewesen sein. Verständlich, denn wer denkt dabei schon gleich an eine Erkrankung wie Morbus Crohn? Und doch fängt sie häufig genau so an. Was genau Morbus Crohn ist, was die Diagnose für Ihr Leben bedeuten kann und vor allem, was Sie und Ihre Ärzt:innen dagegen tun können, soll hier Thema sein.

Das Wichtigste vorweg1,2,3

  • Was ist Morbus Crohn?
    Morbus Crohn gehört, ebenso wie Colitis ulcerosa, zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, kurz CED.
  • Was passiert im Darm?
    Die Entzündung kann die Schleimhaut des gesamten Verdauungstrakts von Speiseröhre bis Enddarm betreffen, am häufigsten tritt sie jedoch im letzten Abschnitt des Dünndarms und im Anfangsbereich des Dickdarms auf.
  • Wer ist betroffen?
    Menschen jeden Alters können davon betroffen sein. In der Regel wird sie bei Menschen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren diagnostiziert.
  • Wie äußert sich Morbus Crohn?
    Die häufigsten Symptome sind krampfartige Bauchschmerzen und Durchfall. Die Beschwerden können dauerhaft oder in Schüben auftreten, auf die beschwerdefreien Zeiten folgen.
  • Wie entsteht Morbus Crohn?
    Genaue Ursachen für die Entstehung von Morbus Crohn sind bisher nicht bekannt. Es besteht jedoch die Vermutung, dass vor allem Veränderungen der Darmbarriere und Darmflora, genetische Faktoren und Umwelteinflüsse eine Rolle spielen.
  • Wie wird Morbus Crohn behandelt?
    Heilbar ist die Erkrankung zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht, aber Arzneimittel oder auch operative Eingriffe können beschwerdefreie Zeiten deutlich verlängern.

So kann Morbus Crohn entstehen3

Während Morbus Crohn früher als klassische Autoimmunerkrankung galt, gehen Mediziner:innen heute davon aus, dass sowohl bei Morbus Crohn als auch bei Colitis ulcerosa unter anderem eine komplexe Barrierestörung der Darmschleimhaut vorliegt. Das bedeutet, die Schutzfunktion der Darmschleimhaut versagt, Bakterien und Fremdstoffe können die Darmwand durchdringen, das Immunsystem reagiert darauf – allerdings in überschießender Weise – und die Entzündung entsteht. Bei Morbus Crohn dringt die Entzündung auch in tiefere Schichten der Darmwand vor, während bei Colitis ulcerosa nur die oberflächliche Schleimhautschicht betroffen ist.

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Von Ursachen und Risikofaktoren2,6

Gerade junge Menschen stellen sich vermutlich sofort die Frage, warum es ausgerechnet sie getroffen hat. Und eine ganz klare Antwort kann auch die Wissenschaft noch nicht liefern. Aber: Einigkeit besteht in der Annahme, dass mehrere Faktoren eine Rolle bei der Entstehung von Morbus Crohn spielen können.

Diskutiert wird das Zusammenspiel von:

  • erblicher (genetischer) Veranlagung (Verwandte ersten Grades erhöhen das Risiko für Familienmitglieder),
  • Ernährungsgewohnheiten und Umweltfaktoren,
  • gestörter Barrierefunktion des Darms und Veränderungen in der Darmflora,
  • erhöhter Antibiotikaeinsatz in der Kindheit oder Einnahme oraler Kontrazeptiva,
  • Rauchen.

Diese Symptome sind typisch1,2

Morbus Crohn beginnt oft langsam und kann sich individuell sehr unterschiedlich äußern. Manche Menschen verspüren nur leichte Symptome, andere wiederum leiden unter starken Beschwerden. Da die Entzündungsprozesse häufig in Schüben verlaufen, können die Symptome eine Zeit lang bestehen und nach einem Schub wieder verschwinden.

Häufige Krankheitszeichen sind:

  • wiederkehrende Durchfälle
  • Krämpfe, Blähungen, Bauchschmerzen
  • Gewichtsverlust
  • allgemeines Krankheitsgefühl oder Fieber
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Schon Gewisst

Auch wenn Morbus Crohn hauptsächlich den Verdauungstrakt angreift, hat etwa die Hälfte der Betroffenen gelegentlich Gelenkschmerzen, die nicht mit den Schüben in Verbindung stehen müssen. Auch Rückenschmerzen, Entzündungen der Haut oder Augen oder chronische Erschöpfungszustände (Fatigue) kommen vor.

Morbus Crohn kann unterschiedlich verlaufen1

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung. Das bedeutet, dass die Entzündungsprozesse in Ihrem Verdauungstrakt mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt sind und Sie diese auch nicht immer bemerken.

  • Etwa die Hälfte aller Betroffenen hat nach einem ersten Entzündungsschub zunehmend weniger Probleme im weiteren Verlauf.
  • Ungefähr ein Viertel hat dauerhaft mit Beschwerden zu kämpfen.
  • Etwa ein Drittel ist von immer wieder auftretenden Schüben betroffen.
  • Im Laufe der Jahre nehmen die Entzündungsprozesse ab, narbenähnliche Veränderungen der Darmschleimhaut jedoch zu.

Zu den unangenehmen Folgen gehören dann Verengungen (Stenosen), Eitereinschlüsse (Abzesse) oder die Bildung von entzündlichen Verbindungsgängen zwischen Darm und anderen Organen (Fisteln).

Schon Gewisst

Menschen mit CED haben ein erhöhtes Darmkrebsrisiko. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen (Darmspiegelungen) erhalten dadurch eine noch größere Bedeutung. Gute Vorsorge zusammen mit einer auf Ihren Bedarf abgestimmten Therapie können dieses Risiko jedoch verringern!

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Vor allem junge Menschen erkranken1,2,4,5,6

Anders als vielleicht vermutet, sind CED keine typischen Erkrankungen des Alters. Sehr häufig beginnt die Erkrankung in jungen Jahren, das heißt zwischen 15 und 35 Jahren. Pro Jahr kommen bei Morbus Crohn etwa 4.000 Neuerkrankungen dazu. Davon sind etwa ein Viertel Menschen, die jünger als 18 sind. Aber auch ältere Menschen können erkranken.

Schätzungen verschiedener Studien zufolge leben zurzeit etwa 250.000 Menschen in Deutschland, die an Morbus Crohn erkrankt sind – Tendenz steigend.

Die Therapie wird auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt1,7,8

Die wichtigste Information zuerst: Auch wenn Morbus Crohn bisher noch nicht heilbar ist, so gibt es eine große Auswahl an Arzneimitteln und weitere Therapieoptionen, die Ihre Beschwerden lindern und mögliche Verschlimmerungen oder Komplikationen der Erkrankung wirkungsvoll verhindern können. Ihre Ärztin bzw. Ihr Arzt wird die Therapieplanung im Vorfeld mit Ihnen besprechen.

Maßgeblich für die Auswahl der Therapieoptionen ist dabei,


  • welche Abschnitte Ihres Verdauungstraktes betroffen sind,
  • wie schwer der Verlauf Ihrer Erkrankung ist,
  • Ihre persönliche Lebenssituation in Bezug auf z. B. Alter, Lebens- und Familienplanung, berufliche Situation etc.

Das bedeutet: Die Therapie wird individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt.

Zielsetzung der Therapie

Ihre Ärztin bzw. Ihr Arzt wird vor allem versuchen, den Entzündungsprozess in Ihrem Darm frühzeitig zu stoppen und eine Abheilung der Darmschleimhaut zu erreichen.

Das Ziel ist dabei,

  • neue Schübe zu verhindern, die weitere Veränderungen der Darmwand zur Folge hätten,
  • die weitere Ausbreitung der Entzündungsaktivität in Ihrem Darm zu stoppen,
  • Ihnen einen beschwerdefreien Alltag bieten zu können,
  • Beschwerdefreiheit über einen möglichst langen Zeitraum zu erreichen – Mediziner:innen sprechen hier von „Remission“.

Dies sind die Behandlungsmöglichkeiten

Die folgenden Arzneimittel werden je nach Schwere Ihrer Erkrankung einzeln oder in Kombination eingesetzt. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit operativer Eingriffe für bestimmte Situationen.

Welches Arzneimittel wird wann eingesetzt?

  • Milder Verlauf

    5-ASA-Präparate wie beispielsweise Mesazalin, wirken entzündungshemmend, Einsatz bei leichten Schüben, manchmal auch längerfristig

    oder

    leichtes Kortisonpräparat,wie Budesonid, Einsatz im akuten Schub, wirkt vor allem im Darm, entzündungshemmend, weniger Nebenwirkungen als andere Kortisonpräparate.

  • Mittelschwerer Verlauf

    Stärkeres Kortisonpräparat, wie Prednisolon, Einsatz im akuten Schub, wirkt im gesamten Körper, Nebenwirkungen stärker als bei Budesonid

    Sind 5-ASA-Präparate und/oder Kortison-Präparate nicht erfolgreich, werden stärker wirksame Immunsuppressiva, wie beispielsweise Azathioprin, 6-Mercaptopurin oder Methotrexat, eingesetzt. Diese greifen in die Reaktion des Immunsystems ein und regeln dessen Aktivität herunter bzw. unterdrücken es. Einsatz auch als Langzeitbehandlung möglich.

  • Schwerer Verlauf

    Einsatz von Biologika bei schweren Schüben oder als Langzeitbehandlung wie z. B.:

    TNF-alpha-Hemmer (z. B. Infliximab, Adalimumab),

    Interleukin-12-und-23-Hemmer (z. B. Ustekinumab),

    Integrin-Hemmer (z. B. Vedolizumab).

    Durchführung operativer Eingriffe, wenn z. B.: Stenosen, Abszesse oder Fisteln behandelt werden müssen. Gelegentlich werden auch einzelne Darmabschnitte entfernt.

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Tipps

Tipps für das Leben mit Morbus Crohn1,2

  • Informieren Sie sich über Ihre Erkrankung

    Lesen Sie, schauen Sie, hören Sie – alles, was Sie über Ihre Erkrankung in Erfahrung bringen können. Informierte Patient:innen können besser auf Augenhöhe mit ihren Behandler:innen sprechen und Therapieentscheidungen bewusster mittragen, Probleme aktiver angehen, selbstbewusst und offen mit der Erkrankung umgehen.

  • Verbannen Sie Stress aus Ihrem Leben

    Darm und Gehirn sind eng miteinander verbunden. Stress kann sich über diesen Weg direkt auf den Darm auswirken, Symptome verstärken, möglicherweise sogar Schübe auslösen. Finden Sie für sich selbst einen Weg, besser mit dem Stress des Alltags umzugehen. Nur ein paar Ideen: Sport, Tanzen, mit Freunden treffen, Entspannungstechniken, Musik hören usw.

  • Tauschen Sie sich aus

    Finden Sie andere Menschen, die an einer CED erkrankt sind. Suchen Sie den Austausch über das Internet, soziale Medien, Selbsthilfegruppen. Denn: Keiner versteht die Sorgen und Nöte, die manchmal mit einer chronischen Erkrankung verbunden sind, so gut, wie jemand, der oder die selbst davon betroffen ist.

  • Tipps für die Ernährung bei Morbus Crohn

    Es existiert keine spezielle Diät, die für alle Menschen mit Morbus Crohn gut funktioniert – ähnlich wie bei Colitis ulcerosa. Probieren Sie aus, was Ihnen guttut und was Sie weniger gut vertragen.

    Achten Sie dabei auf ein paar Dinge und haben Sie trotzdem Freude am Essen:

    • Während eines akuten Schubs ist es sinnvoll, leicht verdauliche und gut verträgliche Nahrungsmittel zu essen.
    • Viele Menschen mit Morbus Crohn vertragen zum Beispiel keine Milchprodukte wie Milch, Käse, Joghurt oder andere.
    • Auch zu viele Ballaststoffe in Vollkornprodukten oder Gemüse, die üblicherweise besonders empfohlen werden, können während eines Schubes manchmal Beschwerden auslösen.
    • Gemüse ist im Allgemeinen besser verträglich, wenn es nicht roh gegessen wird.
    • Trinken Sie jeden Tag reichlich Flüssigkeit. Wasser ist die beste Wahl.
    • Der Alkohol in Bier, Wein oder anderen Getränken kann Ihren Darm anregen und Durchfall verschlimmern. Das Gleiche gilt für koffeinhaltige Getränke.
    • Vorsicht auch mit kohlensäurehaltigen Getränken, die oft Blähungen verursachen.
    • Führen Sie ein Ernährungstagebuch, um besser herausfinden zu können, was Ihnen guttut und was nicht.
    • Wenden Sie sich an Expert:innen für Diättherapie und Ernährungsberatung

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Referenzen

  1. https://www.gastro-liga.de/fileadmin/download/RTGBR-PUBLIC/Morbus_Crohn_145-04-19.pdf
  2. https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/magen-und-darmerkrankungen/morbus-crohn-symptome-ursachen-therapie-740043.html
  3. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 72-82; DOI: 10.3238/arztebl.2016.0072. https://www.aerzteblatt.de/archiv/173706/Chronisch-entzuendliche-Darmerkrankungen
  4. https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/morbus-crohn/morbus-crohn-ursachen-risikofaktoren.html
  5. King. D et al. 2019. Incidence and Prevalence of Inflammatory Bowel Disease in the UK between 2000 and 2016 and Associated Mortality and subsequent risk of Colorectal Cancer. UEG Week, 21.10.2019
  6. https://www.aerzteblatt.de/archiv/232671/Chronisch-entzuendliche-Darmerkrankungen-Status-quo-und-was-die-Zukunft-bringen-kann
  7. https://www.netdoktor.de/krankheiten/morbus-crohn/
  8. https://probanden.charite-research.de/morbus-crohn-symptome-therapie

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