Nicht immer ist sie deutlich sichtbar, die Psoriasis, die viele auch Schuppenflechte nennen. Erst wenn sie sich in den Vordergrund drängt, wie zum Beispiel während eines Schubes, wird sie auch für andere Menschen offensichtlich. Dann kommen für Sie persönlich neben Juckreiz, Schmerzen oder Brennen möglicherweise auch noch Schamgefühle hinzu. Denn nicht alle Menschen in Ihrer Umgebung reagieren auf auffällige Hautveränderungen, wie Sie es sich wünschen würden. Psoriasis ist eine Erkrankung, die Ihren Alltag stark beeinflussen und einschränken kann. Was genau Psoriasis ist, was die Diagnose für Ihr Leben bedeuten kann und vor allem, was Sie und Ihre Ärzt:innen dagegen tun können, soll daher hier Thema sein.

Das Wichtigste vorweg1,2,3,4

  • Was ist Psoriasis?

    Psoriasis wird auch häufig als Schuppenflechte bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine chronische, entzündliche Erkrankung, die sich hauptsächlich über Veränderungen der Haut bemerkbar macht. Psoriasis kann aber auch mit unterschiedlichen Begleiterkrankungen verbunden sein und sich zum Beispiel auf die Gelenke auswirken, wie bei einer Psoriasis-Arthritis.

  • Was passiert mit der Haut?

    Der Entzündungsprozess führt dazu, dass sich bestimmte Hautzellen wesentlich schneller als normal vermehren. Diese wandern an die Hautoberfläche, sammeln sich dort an und können nicht schnell genug abgestoßen werden. Silbrig-schuppende Flecken (Plaques) auf der Haut sind die typische Folge.

  • Wer ist betroffen?

    Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland sind von einer Psoriasis betroffen – darunter ca. 250.000 Kinder und Jugendliche. Die meisten davon, immerhin etwa 80 Prozent, leiden an der sogenannten „Plaque-Psoriasis“.

  • Wie äußert sich Psoriasis?

    Psoriasis äußert sich meist in Schüben und zeigt unterschiedlich starke Hautprobleme. Typisch für die Plaque-Psoriasis sind rötliche, schuppende Hautveränderungen, die meist stark jucken. Aufgrund der Sichtbarkeit der Plaques und weiterer Symptome ist eine Psoriasis mit einem hohen Leidensdruck für die Betroffenen verbunden.

  • Wie entsteht Psoriasis?

    Für die Entstehung einer Psoriasis wird ein Zusammenspiel unterschiedlicher Ursachen und Auslöser verantwortlich gemacht. Bislang geht man von der Annahme aus, dass eine genetische Veranlagung in Kombination mit bestimmten Auslösereizen (Triggerfaktoren) die Ursache für die Fehlsteuerung des körpereigenen Immunsystems ist.

  • Wie wird Psoriasis behandelt?

    Die Psoriasis ist nicht heilbar, aber gut behandelbar. Die typischen Beschwerden lassen sich durch eine individuell angepasste Therapie deutlich lindern.

So kann Psoriasis entstehen2,5

Die Bildung neuer Hautzellen findet in der obersten Hautschicht statt. Diese Hautzellen wandern allmählich an die Hautoberfläche, wo sie absterben und als tote Hautzellen abgestoßen werden. Dieser ganze Prozess dauert normalerweise etwa 3 bis 4 Wochen.

Bei Menschen mit Psoriasis dauert dieser Vorgang jedoch nur etwa 3 bis 7 Tage. Die Zellen können dadurch nicht vollständig ausreifen und lagern sich auf der Hautoberfläche ab, wo sie jedoch nicht abgestoßen werden. So entstehen die für Psoriasis typischen geröteten und silbrig-schuppenden Flecken, die Plaques.

Verantwortlich für dieses Geschehen ist ein überaktives Immunsystem, das über Ausschütten unterschiedlicher Botenstoffe die verstärkte Zellteilung und den Entzündungsvorgang auslöst.

So kann So kann

Von Ursachen und Risikofaktoren1,6

Wie bei vielen anderen Erkrankungen auch, scheinen verschiedene Faktoren zusammentreffen zu müssen, um eine Psoriasis auszulösen.

Sicher weiß man, dass Psoriasis nicht vererbt wird, die Veranlagung dazu, eine Psoriasis zu bekommen, jedoch schon. Das heißt, Menschen deren Vater oder Mutter eine Psoriasis haben, erkranken häufiger als Menschen, bei denen dies nicht der Fall ist. Untersuchungen sprechen hier von einer 30 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit, wenn ein Elternteil Psoriasis hat, und von 60 bis 70 Prozent, wenn beide Eltern davon betroffen sind.

Und trotzdem wird Psoriasis nicht alleine durch eine Veranlagung dazu ausgelöst. Es gibt einige Faktoren oder Einflüsse, die hinzukommen müssen wie zum Beispiel:

  • Reizung der Haut durch äußere Einflüsse wie beispielsweise Druck, Verletzungen, starke Hitze oder Kälte,
  • körperlicher oder psychischer Stress,
  • hormonelle Umstellungen wie beispielsweise in der Pubertät,
  • übermäßiger Alkohol- oder Nikotinkonsum,
  • bestimmte Arzneimittel,
  • Infektionen,
  • bestimmte Nahrungsmittel,
  • Übergewicht.
women-scarf
Schon Gewisst

Mögliche Auslöser von Psoriasis werden auch als „Trigger“ bezeichnet. Sie können Psoriasis entstehen lassen und sind auch für mögliche Verschlechterungen verantwortlich. Es ist daher besonders wichtig, dass Sie für sich selbst herausfinden, welche Ihre persönlichen Trigger sind!

So äußert sich Plaque-Psoriasis1,2

Besonders typisch für die Schuppenflechte sind die so genannten Plaques. Das sind klar abgegrenzte, rissige und schuppende Bereiche der Haut, die oft gerötet und entzündet sind und jucken oder brennen können.

Grundsätzlich können die Plaques überall an Ihrem Körper auftreten. Es gibt jedoch einige Körperstellen, die besonders häufig betroffen sind.

body
Schon Gewisst

Psoriasis schädigt vor allem Ihre Haut. Und doch handelt es sich hier um eine entzündliche Erkrankung, die den gesamten Körper, das heißt auch andere Organe oder die Gelenke, angreifen kann. Begleiterkrankungen wie zum Beispiel Psoriasis-Arthritis, Stoffwechselerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sind daher möglich.

old-women

Psoriasis kann unterschiedlich verlaufen1,5,6

So individuell wie der Mensch selbst ist, so stellt sich auch Psoriasis oft in ihrem Verlauf dar. Während einige Betroffene teilweise über viele Jahre hinweg an einer deutlich sicht- und spürbaren Psoriasis leiden, haben andere immer wieder Phasen, in denen die Hauterscheinungen zurückgehen. Oder eben in Form von Schüben wieder zurückkehren. Diese Schübe werden oft von äußeren Reizen, den sogenannten Triggern, ausgelöst.

Psoriasis: eine der häufigsten entzündlichen Erkrankungen1,3

Vielleicht hilft es Ihnen zu wissen, dass Sie mit Ihrer Erkrankung nicht alleine sind. In Deutschland leben etwa zwei Millionen Menschen mit Psoriasis, davon sind ca. 250.000 Kinder und Jugendliche.

Etwa drei Viertel der Betroffenen erkranken vor dem 40. Lebensjahr, am häufigsten zwischen 15 und 25 Jahren. Auch bei älteren Menschen kann es noch zu einer Psoriasis kommen, hier am häufigsten zwischen 50 und 60 Jahren. Frauen und Männer sind in etwa gleich häufig davon betroffen.

psoriasis - Bild psoriasis - Bild

Die Therapie wird auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt2,4,7,8

Zielsetzung der Therapie

Um den Erfolg der Behandlung Ihrer Psoriasis zu unterstützen, sollten die Therapieziele individuell auf Sie und Ihre persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten sein. Wichtig ist hierfür, dass Sie sich vor Behandlungsbeginn Gedanken über Ihre persönlichen Ziele machen.

Welche Ziele haben im ersten Schritt für Sie die höchste Priorität? Und welche dürfen in ihrer Umsetzung ruhig etwas länger dauern? Wünschen Sie sich eher eine optimale Besserung der Hautsymptome oder steht für Sie die Unterdrückung des Juckreizes im Vordergrund? Sind Ihre Erwartungen an den Erfolg der Therapie eher lang- oder kurzfristig? Wie wichtig ist Ihnen die Verbesserung Ihrer derzeitigen Lebensqualität? Diese und ähnliche Fragen können Sie mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt klären, um gemeinsam die für Sie passende Behandlung zu finden.

Grundsätzliches Therapieziel ist ein Zustand, den Ihre Ärzt:innen als „Erscheinungsfreiheit“ bezeichnen. Das bedeutet: Abwesenheit von Hautsymptomen der Psoriasis. Wenn dieses Ziel auch nicht immer für jede und jeden erreicht werden kann, so ist es doch meist möglich,

Dies sind die Behandlungsmöglichkeiten

Auch wenn eine Heilung Ihrer Psoriasis im eigentlichen Sinne bisher nicht möglich ist, so können sorgfältig aufeinander abgestimmte Behandlungskonzepte Ihnen doch helfen. Die verschiedenen Therapieansätze richten sich dabei immer nach

  • dem Schweregrad der Erkrankung,
  • Ihrem Alter, dem bisherigen Verlauf Ihrer Therapie,
  • dem eventuellen Vorliegen von Begleiterkrankungen,
  • Ihrer persönlichen Lebenssituation,
  • den Einschränkungen in Ihrer Lebensqualität.

Therapien in der Übersicht

  • Basis- und Begleittherapie

    sind pflegend und rückfettend.

    • Rückfettende Cremes und Salben ohne medizinische Wirkstoffe
    • Cremes und Salben mit hornlösenden Substanzen wie Harnstoff (Urea)
  • Topische Therapien

    beschränken sich lokal auf betroffene Areale. Sie werden bei leichteren Verlaufsformen der Psoriasis eingesetzt oder können die systemische Therapie bei schwereren Verläufen unterstützen.

    • Glukokortikoide
    • Vitamin-D3-Abkömmlinge
    • Kombinationspräparate aus Glukokortikoiden und Vitamin-D3-Abkömmlingen
    • Dithranol* (seltene Anwendung, vor allem im stationären Bereich)
    • Calcineurin-Inhibitoren (Off-Label-Use für empfindliche Lokalisationen wie z. B. Gesicht oder Hautfalten)
    • Tazaroten
    • Teer
  • UV-(Licht-), Bäder- und Klimatherapien

    unterstützen die Reduzierung der Entzündung und der Hautschuppung.

    • UV-(Licht-)Therapie: UV-B-Licht, Excimer-Laser, PUVA (= Psoralen + UV-A-Licht)
    • Balneotherapie (Bäder mit Salz und/oder anderen Wirkstoffen) in Kombination mit Licht-/Phototherapie (siehe oben)
    • Kuraufenthalte
  • Systemische medikamentöse Therapien

    werden als Tabletten, Spritze oder Ähnliches angewendet und wirken innerlich. Sie werden meist bei mittelschweren bis schweren Krankheitsverläufen eingesetzt. Dabei unterscheidet man Immunsuppressoren und Immunmodulatoren. Erstere unterdrücken immunologische Prozesse. Dazu zählen einige der konventionellen Therapeutika – die sogenannten DMARDs (Disease-Modifying Antirheumatic Drugs) – und Biologika (z. B. TNF-Blocker).

    Immunmodulatoren hingegen greifen regulierend in das Immunsystem ein, indem sie entzündungsfördernde und entzündungshemmende Prozesse verändern. Hierzu zählen z. B. Fumarsäureester und PDE-4-Hemmer.

    Konventionelle Therapie

    • Fumarsäureester/Dimethylfumarat
    • Methotrexat (MTX)
    • Ciclosporin
    • Retinoide
    • PUVA (= Psoralen + UV-A-Licht)

    PDE-4-Hemmer

    • Apremilast

    TYK-2-Hemmer

    • Deucravacitinib

    Biologika (Antikörper)

    • Adalimumab
    • Certolizumab
    • Etanercept
    • Infliximab
    • Secukinumab
    • Ixekizumab
    • Brodalumab
    • Ustekinumab
    • Guselkumab
    • Tildrakizumab
    • Risankizumab
    • Bimekizumab
Tipps

Tipps für das Leben mit Psoriasis1,4,9

  • Informieren Sie sich über Ihre Erkrankung

    Lesen Sie, schauen Sie, hören Sie – alles, was Sie über Ihre Erkrankung in Erfahrung bringen können. Informierte Patient:innen können mit ihren Behandler:innen besser auf Augenhöhe sprechen und Therapieentscheidungen bewusster mittragen, Probleme aktiver angehen, selbstbewusst und offen mit der Erkrankung umgehen.

    Die besten Informationsquellen hierfür sind meist Selbsthilfegruppen wie zum Beispiel der Deutsche Psoriasisbund, das Psoriasis-Netz oder auch die bundesweite Kampagne des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen „Bitte berühren“. 

  • Verbannen Sie Stress aus Ihrem Leben

    Es ist sehr wahrscheinlich, dass Stress die Symptome bei Psoriasis verstärken oder auch Schübe auslösen kann. Finden Sie für sich selbst einen Weg, besser mit dem Stress des Alltags umzugehen. Neben autogenem Training, Muskelentspannungsübungen oder Yoga bietet sich heute eine Vielzahl an Möglichkeiten um Stress zu reduzieren. Nur ein paar Ideen: Sport, Tanzen, mit Freunden treffen, Entspannungstechniken, Musik hören usw.

  • Tauschen Sie sich aus

    Finden Sie andere Menschen, die an einer Psoriasis erkrankt sind. Suchen Sie den Austausch über das Internet, soziale Medien, Selbsthilfegruppen. Denn: Keiner versteht die Sorgen und Nöte, die manchmal mit einer chronischen Erkrankung verbunden sind, so gut, wie jemand, der oder die selbst davon betroffen ist. Nehmen Sie beispielsweise Kontakt auf zum Deutschen Psoriasisbund oder schauen Sie in das Portal Farbenhaut.

  • Achten Sie auf Ihre Ernährung

    Bedauerlicherweise existiert keine spezielle Diät, die bei Psoriasis-Arthritis empfohlen werden kann. Sie können jedoch über Ihre Ernährung aktiv Einfluss nehmen auf Ihre Gelenkgesundheit! Lassen Sie sich daher einen Termin bei einer Expertin oder einem Experten für Diättherapie und Ernährungsberatung geben und lassen Sie sich einen individuellen Ernährungsplan zusammenstellen. Grundsätzlich sollten Sie Übergewicht vermeiden, zum Beispiel durch eine gesunde Vollwertkost nach aktuellen Empfehlungen der Ernährungsmedizin.

  • Bewegen Sie sich regelmäßig

    Die Vorteile, die regelmäßige Bewegung und auch Sport für Ihre Gesundheit bringen können, liegen auf der Hand:

    • Sport wirkt nachweislich entzündungshemmend.
    • Durch gezielten Muskelaufbau werden Ihre Gelenke unterstützt.
    • Sie reduzieren Ihr Gewicht und entlasten Ihre Gelenke.
    • Bewegung baut Stress ab und kann Ihr Immunsystem verbessern.
    • Sie beugen aktiv Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.
    • Sport und Bewegung hat positive Auswirkungen auf Ihre Psyche.

    Natürlich sind die Art und das Ausmaß an sportlicher Aktivität, die Sie betreiben, abhängig davon, wie stark welches Gelenk von der Entzündung betroffen ist. Bleiben Sie trotzdem flexibel: Passen Sie Ihre Bewegung Ihren Beschwerden an. Lassen Sie sich zum Beispiel von einer Physiotherapeutin oder einem Physiotherapeuten Tipps zum Thema Bewegung mit Psoriasis-Arthritis geben.

  • Gehen Sie sorgsam mit Ihrer Haut um

    Nutzen Sie regelmäßig rückfettende Hautpflegeprodukte. Diese sind die Basis jeder Psoriasis-Therapie und damit unverzichtbar.

Sie möchten sich umfassender informieren?
Mehr wissen über Ihre Erkrankung und wie Sie gut damit leben können?

Dann schauen Sie in unseren Downloadbereich!

Referenzen

  1. https://www.psoriasis-bund.de/wissen/psoriasis/
  2. https://www.gesundheitsinformation.de/schuppenflechte-psoriasis.html
  3. Prävalenz der Psoriasis und Psoriasis-Arthritis in Deutschland – Analyse von Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung. Hagenström et al. 2024. Journal of the German Society of Dermatology, Volume 22, Issue 1 https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/ddg.15269_g
  4. Broschüre „Psoriasis – Schuppenflechte. Informationen für Betroffene und Interessierte. Matthias Augustin, Gerd Glaeske, Kristina Hagenström. Techniker Krankenkasse. 2023
  5. https://www.nhs.uk/conditions/psoriasis/causes/
  6. https://farbenhaut.de/10-ausloeser-von-psoriasis/
  7. S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris. https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-001l_S3_Therapie-Psoriasis-vulgaris_2021-07-verlaengert.pdf
  8. https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/wissen/krankheiten-a-z/schuppenflechte-1142274#Behandlung_Was_hilft_bei_Schuppenflechte-1142274.
  9. Custurone,P. et al. Influence of Psoriasis and Sport. Medicina 2021, 57, 161. https://doi.org/10.3390/medicina57020161

Fotos alle www.istockphoto.com: LordHenriVoton; zamrznutitonovi; South_agency; LeManna